Der Verein und seine Ziele
Der Ulmer Verein wurde 1968 auf dem Kunsthistorikertag in Ulm gegründet. Der Berufsverband verfolgt das Ziel, Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften in Theorie und Praxis auch jenseits dessen, was als das Gegebene angenommen wird, nachhaltig zu fördern.
Der Ulmer Verein ist ein überregionaler und gemeinnütziger Berufs- und Interessenverbund von Kunst- und Kulturwissenschaftler*innen. Er vertritt die Interessen der fachspezifischen Berufsgruppen in Universität und Forschung, in Museen, der Denkmalpflege und Kulturarbeit, im Journalismus und in der Bildungspolitik.
Seit mittlerweile fünfzig Jahren trägt der Ulmer Verein zu einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und fachlichen Fragen im Kontext von Kunst und Kultur bei. Schwerpunkte der Arbeit reichen vom Denkmalschutz über die politische Bildkultur und technische Bilder bis zu praktischen Aspekten der Kunst- und Wissensproduktion im Ausstellungs- oder Publikationswesen. Auch aktuelle Tendenzen der Bildungsförderung und drängende Fragen zur Hochschul- und Kulturpolitik gehören zu seinen Themen. Hier versteht sich der Ulmer Verein als Vermittler.
Ein zentraler Aspekt der Arbeit des Ulmer Vereins ist die Nachwuchsförderung. Bereits Studierende können aktive Mitglieder des Verbandes werden und Ihre Anliegen einbringen. Inzwischen kann der von uns initiierte Kunsthistorische Studierendenkongress (KSK) auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Verbesserung der Situation von Studierenden, Mittelbau-Angehörigen, Freiberufler*innen, Volontär*innen und Praktikant*innen ist für unsere Arbeit zentral.
Darüber hinaus bietet der Verein seinen Mitgliedern ein Forum für zukunftsweisende Fragestellungen in Form von Workshops, Tagungen und Arbeitsgemeinschaften.
Die Geschichte des Vereins
Unser Gründungsjahr ist kein Zufall. Im Oktober 1968 konstituierte sich der Ulmer Verein in Ulm als Reaktion auf gesellschafts- und wissenschaftspolitische Kontroversen. Diese wurden auf dem elften Deutschen Kunsthistorikertag des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker deutlich sichtbar. In seinen frühen Jahren diente der Verein vor allem als Vertretung des so genannten Mittelbaus – Wissenschaftliche Assistentierende, Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Volontär*innen, aber auch die Studierendenschaft forderten eine Stimme. Denn diese beiden Gruppen wurden mit ihren jeweiligen Anträgen und Vorstellungen bezüglich dringender Hochschulreformthemen und der notwendigen Erweiterung der Gegenstandsbereiche des Faches durch den traditionellen Berufsverband nicht vertreten.
Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählten 29 Personen (siehe Vereinsakten). Von Thomas Gaehtgens und Volker Plagemann ging die Initiative zur Vereinsgründung aus, Hans-Ernst Mittig formulierte mit Volker Plagemann die erste Satzung, letzterer bildete mit Karl Arndt und Horst Hallensleben den ersten Vorstand. Es übernahmen Helmut R. Leppien, Hans-Ernst Mittig, Justus Müller-Hofstede, Volker Plagemann und Evelyn Weiss – viele weitere Namen für den wechselnden Vorstand folgten, unter anderem Irene Below, Horst Bredekamp, Jutta Held, Klaus Herding und Hans-Joachim Verspohl (s. Vorstandshistorie).
Vieles, worüber damals vehement debattiert wurde, ist längst zum Kanon der Kunst- und Kulturwissenschaften geworden: Politische Bildkultur, Kunstgeschichte als Bildwissenschaft, Gender- sowie Postcolonial Studies, kulturpolitische Diskurse und neue bildtheoretische Modelle – was auch ein Verdienst der ersten Generationen von Mitgliedern des Ulmer Vereins ist.
Die Anfänge und die Geschichte des Ulmer Vereins sind in folgenden Publikationen dokumentiert:
- Harold Hammer-Schenk / Dagmar Waskönig / Gerd Weiss (Hgg.): Kunstgeschichte gegen den Strich gebürstet? 10 Jahre Ulmer Verein, 1968-1978. Geschichte in Dokumenten (Neuaufl. der Ausg. Hannover 1979) Marburg 1997, 186 S., ISBN 3-93758-00-5
- 30 Jahre Ulmer Verein / Strategien des Überdauerns I, Themenheft der Zeitschrift kritische berichte, 27. Jahrgang, 1999, Heft 2.
- Martin Papenbrock (Hg.): Kunst und Politik. Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft. Schwerpunkt: Kunstgeschichte nach 1968, Göttingen 2010.