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2021

Arbeit & Gender. Zum Verhältnis von Produktions- und Reproduktionsarbeit

Online-Workshop in Kooperation mit dem Arbeitskreis Provenienzforschung

5. Februar 2021, 13 bis 15 Uhr, online 

Organisation: Ann-Kathrin Hubrich und Dr. Ute Haug

Input und Diskussion von: Änne Söll / Ruhr-Universität Bochum, Eva Kuschinski / Mittelbau-Initiative Hamburg, Melanie Schütze / CEO nushu Female Business

Die Corona-Pandemie macht in vielerlei Hinsicht prekäre Arbeitsbedingungen sichtbar. Die Umstellung auf digitale Konzepte (ob in der Lehre, im Ausstellungswesen oder im Projektmanagement), die massive Belastung von Familien durch das Wegbrechen von Betreuungsmöglichkeiten und damit verbundenem Unterricht zu Hause sowie Care-Arbeit oder der Entzug jeglicher Arbeitsgrundlage (Wegfall von Recherchemöglichkeiten für Wissenschaftler:innen, Schließung von Kultureinrichtungen) – all dies sind offensichtliche Folgen der aktuell bestehenden Krise. Doch vieler dieser Phänomene sind uns bereits bekannt, existieren sie auch jenseits des herrschenden Ausnahmezustands!

Unter dem Titel Arbeit & Gender widmen wir uns den Formen und Bedingungen von tradierten und überkommenen Geschlechterrollen im Bereich der kunsthistorischen Arbeit. Im Fokus steht dabei das Verhältnis von Erwerbsarbeit zur Reproduktions- und Care-Arbeit. Obwohl sie gleichermaßen zu einer funktionierenden Gesellschaft beitragen, wird letzteren weder die notwendige finanzielle Vergütung zugestanden noch ihnen eine entsprechende Anerkennung und Wertschätzung zuteil. Zu betonen ist: Frauen leisten häufiger die genannte Care-Arbeit. Im April 2019 wendeten Frauen durchschnittlich 7,4 Stunden dafür auf, Männer hingegen nur 3 Stunden (werktags). Eine jüngst erhobene Studie zur Aufteilung der Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen während der Pandemie* zeigt, dass die zusätzlichen Belastungen zwar gerecht aufgeteilt werden – beide Geschlechter investieren täglich 0,5 Stunden mehr in die Hausarbeit und 2,5 Stunden mehr in die Kinderbetreuung. Doch bedeutet dies, dass die Arbeitszeit sich damit insgesamt auf 10,4 Stunden in der Sorgearbeit für Frauen und auf 6 Stunden für Männer erhöht.

Zudem hat die Wahrnehmung und Bewertung von Reproduktions- und Care-Arbeit entscheidenden Einfluss auf Karriere- und Lebenswege, und so fragen wir in diesem Sinne: In welchem Verhältnis stehen Produktions- und Reproduktionsarbeit in unserem Alltag an Hochschulen, Kultureinrichtungen und in Betrieben? Welche strukturellen und institutionsspezifischen Rahmenbedingungen beeinflussen hierbei unsere Arbeitsweisen? Welche Rolle spielt die Kategorie Gender in diesem Zusammenhang? Welche Rolle spielt das Netzwerk oder Kollektiv? Wie können tradierte Strukturen in Bezug auf sich verändernde Rollen- und Wertemuster angepasst werden?

Der Workshop will einen Anstoß geben, sich eingehender mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und wählt hierfür bewusst ein offenes Format. Nach einer kurzen Einführung wird Änne Söll einen Impulsbeitrag zu Reproduktionsarbeit in der zeitgenössischen Kunst halten. Es folgt eine Diskussionsrunde mit Änne Söll, Eva Kuschinski, Melanie Schütze unter der Moderation von Ute Haug und Ann-Kathrin Hubrich.

Änne Söll ist Kunsthistorikerin und Professorin für Kunstgeschichte mit den Schwerpunkten Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sowie Kultur- und Geschlechterforschung, insbesondere der Männlichkeitsforschung. Sie lehrt seit 2015 am Kunstgeschichtlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum und widmet sich aktuell Fragen der Reproduktionsarbeit in der Kunst und globalisierten Arbeitswelten.

Eva Kuschinski ist Soziologin und seit Oktober 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsgebiet Geschichte und Theorie der Stadt. In ihrem Dissertationsprojekt forscht sie zum Zugang zu Wohnraum für Bewohner:innen der Hamburger Frauenhäuser im Kontext der Wohnungs- und Sozialpolitik. Sie ist Mitglied im AK Geographie & Geschlecht und Vertreterin der Mittelbau-Initiative Hamburg.

Melanie Schütze ist Gründerin und CEO von nushu Female Business. Beruflich tätig war sie zuvor in einer Unternehmensberatung, einer eigenen Agentur und im Personalwesen verschiedener Start-ups. 2015 gründete sie das branchen- und positionsübergreifende Vorläufer-Netzwerk Alsterloge in Hamburg. Sie befasst sich in Vorträgen und Publikationen, u. a. die Netzwerkstudie 2017, mit der Bildung und Etablierung von Frauennetzwerken.

Die Veranstaltung versteht sich als Fortsetzung des vom Ulmer Verein und vom Arbeitskreis Provenienzforschung am 23.11.2019 an der TU Berlin durchgeführten Workshop zu Arbeitsbedingungen und Berufsperspektiven in der Kunstgeschichte unter dem Titel Forschung gestalten! Im November 2020 hat sich in Folge hieraus im Ulmer Verein die AG Arbeitsbedingungen Kunstwissenschaft gebildet.

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*Die Studie ist ein Verbundprojekt zwischen dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin und der Universität Bielefeld.

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